Dienstag, 5. Juni 2012

6.Juni 2012 Venusübergang - Venus bekommt eine neue Stimme




Bild: Gustave Mureau - The Suiters (Ausschnitt)



In den frühen Morgenstunden des 6. Juni 2012 können wir nun in Mitteleuropa ein letztes Mal in diesem Leben das aussergewöhnliche Naturschauspiel eines Venusübergangs bewundern. Erst am 11.12.2117 wird dies das nächste Mal geschehen, und selbst dann wird der Venusübergang in Mitteleuropa nicht zu sehen sein, womit hier die nächste Sichtbarkeit erst am 08.12.2125 stattfinden wird.

Ein Venusübergang ist ein ganz besonderes Ereignis, was für uns noch seltener zu beobachten ist, als z.B. eine Sonnenfinsternis.

Die Venus ‚schiebt‘ sich über die Sonne, aber da dieser Planet wesentlich kleiner als die Sonne ist, ist diese im Gegensatz zu einer Sonnenfinsternis nach wie vor für uns sichtbar.

Ein Venusübergang kann immer nur im Juni und im Dezember stattfinden, weil die Venusbahnknoten zu diesen Zeiten von der Erde aus gesehen vor der Sonnenscheibe stehen.

Um den Transit beobachten zu können, brauchen wir auch eine Sonnenfinsternisbrille, denn wir müssen direkt in die Sonne blicken. Ausserdem müssen wir früh aufstehen am 06.06.2012, wenn wir das Naturschauspiel beobachten wollen, denn wenn die Sonne in Mitteleuropa aufgeht, neigt sich der Venusübergang schon fast dem Ende. Aber der Austritt der Venus aus der Sonnenscheibe kann auch noch von hier aus beobachtet werden.

In Frankfurt/Main z.B. wird der Sonnenaufgang um 05:15 MESZ sein, und natürlich können wir den Transit von Venus nur sehen, wenn die Sonne bereits aufgegangen ist. Der 3. Kontakt findet über Frankfurt/Main um 06:37:34 MESZ mit einer Sonnenhöhe 10.2° statt. Der vierte und letzte Kontakt ist dann um 06:55:04 MESZ bei einer Sonnenhöhe von 12.8° zu sehen.


Die Venus ist von der Erde aus gesehen immer rückläufig wenn ein Venusübergang stattfindet.

Das Symbol für den Planeten Venus besteht aus einem Kreuz und aus einem Kreis, der sich auf dem Kreuz befindet.

Das Kreuz symbolisiert das Materielle, den Gegenstand, das Thema, das Weltliche, was sich aus der Verbindung von Himmel und Erde ergibt, und der Kreis darüber symbolisiert den ‚Spirit‘, die Seele.

Eine direkte Venus ‚gebiert‘ das, was sie aus der Seele empfängt, und bringt es zur Welt; materialisiert also sozusagen die seelischen Verlangen.

Wenn die Venus nun rückläufig ist, dann funktioniert sie im Grunde ‚umgekehrt‘.

Die rückläufige Venus ‚gebiert‘ also nicht ihre Seelenabsichten, sondern sie ‚empfängt‘ aus der bereits vorhandenen Materie. Ihre Wünsche, Träume, Ambitionen werden von dem geformt was sie als Realität versteht und anerkennt.

Dies kann eine schwierige Konstellation ergeben, denn unsere Seele ist unendlich, weit, geräumig, immerwährend, im Gegensatz zur materiellen Welt, die auf Begrenzungen beruht.

Wir sind unter einer rückläufigen Venus also weniger dazu imstande wirklich neue, einzigartige, weltbewegende, inspirierende Dinge und auch Situationen zu kreieren, als unter einer direktläufigen Venus, da unsere Vorstellungskraft von dem was möglich ist unmittelbar von dem beeinflusst wird, was für uns bereits existent und somit ‚realistisch‘ ist.

Alte Erinnerungen der Seele an frühere Beziehungen, Enttäuschungen, Verletzungen, Einschränkungen im Ausdruck und Erleben der innersten Wünsche behindern hier den freien Fluss der venusisch-kreativen Kräfte, was einen natürlichen und einfachen Umgang mit venusischen Themen wie Liebe und Kreativität erschwert.


Da ein Venusübergang aber immer unter einer rückläufigen Venus für uns geschieht, sollten wir versuchen die Vogelperspektive zu verlassen, und das Bild aus einem weiteren Kontext zu verstehen zu versuchen.

Bei den alten Naturvölkern wurde der Zyklus von Venus mit höchstem Interesse beobachtet, denn er erzählte ihnen etwas über die Ernte, Schwangerschaften und Geburtsvorgänge, kulturelle und ökonomische Entwicklungen.

Venus fragt uns: beziehen wir die Bedürfniserfüllung unserer Venus (Liebe, Beziehungen, Ästhetik, Kunst, Kreativität, Werte) aus einer Wirtschaft oder aus einer Kultur?

Eine Welt, die ihre Werte aus einer Wirtschaft anstatt aus einer Kultur bezieht, wäre natürlich kein wirklich angenehmer Ort um dort zu leben. Dies wäre eine ziemlich kalte, harte, unfruchtbare Venus, denn ihr würde die Verbindung zur Erde fehlen; zum natürlichen Verlauf eines jeden kreativen Vorgangs, der immer auch ein Ausdruck von Liebe ist, wenn er von der Venus beherrscht wird.

In dem Maasse, in dem wir unsere Umwelt verschmutzen, ausbeuten, schändigen, beschneiden, negieren, haben wir auch gleichzeitig – symbolisch gesehen – die Göttin Venus 'misshandelt'.

Wir leben in einer Zeit in der wir uns für eine Art der Venus entscheiden müssen: wollen wir Venus mit noch mehr Dreck bewerfen, oder wollen wir der ‚misshandelten‘ Venus endlich mal ein Bad in dem sauberen Ozean gönnen, aus dem sie geboren wurde?


*Siehe hierzu: Das Venus Projekt von Jacque Fresco

Wir sollten nun versuchen herauszufinden, ob wir unser Glück und unsere Zufriedenheit tatsächlich vorwiegend durch eine materielle Bedürfnisbefriedigung erhalten können, oder ob wir uns nicht lieber doch auf die ‚natürliche Venus‘ konzentrieren wollen; die Venus, die sich als ‚Herrscherin‘ der Natur begreift, und sich eben deswegen auch dem Fluss der Natur anzupassen versteht, und erkennt, dass sie als Herrscherin der Natur auch immer eine Dienerin der Natur sein wird, da sie unmittelbar von ihr abhängig ist.

Frauen wie Männer leiden in diesen Zeiten gleichermaassen unter der ‚Misshandlung‘ der Venus, denn natürlich hat auch jeder Mann seine Venusanteile; seine Anima.

Venus 'anzubeten' ist keine Frage von ‚Emanzipationsgeschwätz‘, sondern es betrifft einen essentiellen Teil in uns allen, den wir verleugnen, beschneiden, schändigen, solange wir uns in einem kapitalistischen, patriarchalem System versuchen eine künstliche Venus heranzuzüchten, und demnach auch nur künstliche und kurzfristige Befriedigungen erhalten können, wie sie durch die Schattenseiten der Venus symbolisiert werden: übermässiger Konsum, Alkohol, Drogen, Sex als Ware, Umweltverschmutzung…


Die ‚natürliche‘ Venus liebt auch den Genuss, aber sie weiss wann der wirkliche Genuss durch Überfluss und Übersättigung verdorben wird.

Venus liebt es sich schön zu machen, angenehme Stoffe auf ihrer Haut zu spüren, sich in einen bezaubernden Duft zu hüllen, ihrem Geliebten Weintrauben bei Kerzenschein in den Mund zu stecken…

Aber eine ‚gesunde‘ Venus weiss auch, dass ihr schnell langweilig werden würde, wenn sie jeden Tag im Überfluss leben würde; dass sie dann extrem übergewichtig, faul, unproduktiv werden würde. Und was eine jede Venus unbedingt braucht ist das Gefühl, dass sie sich ‚produzieren‘ kann; ihre Ambitionen materialisieren kann.

Venus symbolisiert also unsere Werte, unsere Art zu lieben, und was wir lieben, unseren Bezug zu uns selbst und damit zu anderen, unseren Umgang mit Kreativität und Kultur.

Venus in den Zwillingen – wie wir sie bei diesem Venusübergang erleben – ist eine ziemlich junge Venus, eine Venus die eher verstandesmässig geprägt ist und funktioniert, denn sie wird hier von Merkur beherrscht. Eine Venus die sich eher auf Konzepte aufbaut, von dem geprägt, was sie meint, was andere von ihr denken, anstatt in ihr Innerstes zu blicken, und ihren Selbstwert daraus zu beziehen.

Ihr männliches Pendant Mars befindet sich in einem Quadrat zu ihr im Tierkreiszeichen Jungfrau, was für einige eine etwas schwierige Mischung sein kann, denn beide Planeten werden hier vom Merkur beherrscht, sind also beide zu sehr mit ihrem Verstand, Konzepten, Ideen beschäftigt, so dass die starke Leidenschaft, die normalerweise unter einem Spannungsaspekt von Mars und Venus zustandekommt, vom Verstand blockiert werden kann mit Gedanken wie ‚ich muss vorsichtig sein, um nicht wieder verletzt zu werden oder selbst zu verletzen‘, ‚Dieses Mal will ich alles richtig machen‘, ‚Sie/er will mich eh nicht‘ (Mars in Jungfrau), und Venus in den Zwillingen könnte sagen ‚Das dauert mir alles viel zu lange‘, ‚Das ist mir zu anstrengend‘, ‚Er/sie hat anscheinend kein Interesse‘.

Venus und Mars können sich hier in uns selbst miteinander ‚streiten‘,oder aber in äusseren Beziehungen, oder sogar in beiden Fällen.

Wir könnten uns also zu einem Menschen hingezogen fühlen, mit denen wir zwar sexuell harmonieren, der aber unsere emotionalen Bedürfnisse nicht oder nur schwer befriedigen kann, oder auch umgekehrt.

Auf mundaner Ebene bekommt Venus jetzt im Zeichen der Zwillinge eine Stimme. Dieser Venusübergang im ersten Jahrhundert des neuen Jahrtausends hat sogar eine sehr laute, und starke Stimme, und sie will sich Gehör verschaffen. Eine ganz neue Art des Weiblichen tritt hier auf den Plan, und verlangt danach im Grossen wie im Kleinen die venusischen Werte neu zu definieren.

Wir werden hier durch das bewegliche, intellektuelle Zeichen der Zwillinge aufgefordert zurückzublicken, unsere Gegenwart zu erkennen, und vorwärts zu schauen, um unseren Werten für die Zukunft anhand dieser Erkenntnisse eine neue zu Form zu geben.


Natürlich kommt es auch bei dieser Konstellation wie immer auf den Bezug zum persönlichen Horoskop an, und auf unseren individuellen, aktuellen Entwicklungsstand, aber allgemein ist diese Zeitqualität eher von vielen Fragen und Ideen geprägt, als von konkreten Resultaten, die wir aber unter diesen Einflüssen trotzdem initiieren können, oder uns zumindest Gedanken darüber machen sollten, was wir denn in unserem Liebesleben wirklich erwarten, was wir selbst zu geben bereit sind, wo es sich lohnt Kompromisse einzugehen, und was sich für uns überlebt hat in der Liebe, in der Beziehung zu uns selbst und zu unserer Umwelt, in unseren Werten, in unserem kreativen Ausdruck.


Viele liebe Grüsse unter den Sternen *

Ailen Roc *



Text ist urherrechtlich geschützt. Jede Verwertung unterliegt den Grenzen des Urheberrechtsgesetzes und ist ausschliesslich mit Zustimmung der Urheberin zulässig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen